VBZ Kompass: Mental gesund trotz Schicksalsschlag

Shownotes

Für Stefan Poth beginnt ein langwieriger Weg: Er verbringt fünf Wochen im Spital, wo er insgesamt acht Mal unter Vollnarkose operiert wird. Wider Erwarten geht es ihm in dieser Zeit recht gut. «Ich bekam Morphium und fühlte mich ein bisschen wie auf einer rosaroten Wolke», erinnert er sich. Doch mit dem Absetzen der Schmerzmittel kommt der tiefe Fall. «Ich landete plötzlich auf dem harten Boden der Realität. Erst dann habe ich überhaupt begriffen, was passiert ist. Es waren die schlimmsten drei Tage meines Lebens.» In dieser Situation musste er eine Entscheidung fällen: Liegen bleiben oder wieder aufstehen. Er entschied sich für Zweiteres.

Stützendes Umfeld und Resilienz pflastern den Weg zurück ins Leben

Es folgen vier Monate in der Rehaklinik in Bellikon. Tägliches Training im Fitnessraum, Physiotherapie, Gehschule mit der Prothese – ein mühsamer Weg zurück in den Alltag, während er psychisch am Anschlag ist. Zusätzlich muss er sich mit Versicherungen und rechtlichen Fragen herumschlagen. «Es war ein riesiger Rattenschwanz, durch den ich mich durchbeissen musste», sagt er. Aufgeben war für ihn dennoch keine Option.

Was ihm in dieser schwierigen Zeit half, war sein Umfeld. «Meine Familie und viele Freunde haben mich getragen», betont Stefan. Ebenso wichtig war seine innere Haltung: «Es war entscheidend, nicht in eine Opferrolle zu rutschen. Ich war zwar im wahrsten Sinne des Wortes ein Verkehrsopfer, aber es hätte mich keinen Millimeter weitergebracht, in dieser Rolle zu verharren.» Zu Beginn der Reha nahm er auch psychologische Unterstützung in Anspruch. Die Sitzungen mit dem Psychologen seien aber nichts für ihn gewesen. Es waren die Gespräche mit Kollegen und die persönliche Auseinandersetzung mit dem Schicksalsschlag, die ihn weiter brachten, berichtet Stefan im Gespräch. Richtig aufwärts ging es für ihn, als er dank der Prothese seine Mobilität wiedererlangte.

Der Fokus liegt nun stärker auf dem Hier und Jetzt

Der Motorradunfall hat Stefans privates und berufliches Leben, aber vor allem auch sein Wertesystem und Denken stark verändert. «Der Unfall hat mich gelehrt, mehr im Moment zu leben und mir weniger Sorgen über die Zukunft zu machen.» Zwar müsse auch er weiterhin seine Rechnungen bezahlen und sich Gedanken über die Altersvorsorge machen, doch der Fokus liege nun viel stärker auf dem Hier und Jetzt.

Stefan Poths Arbeitsfähigkeit liegt heute bei rund 75 Prozent. 60 Prozent leistet er seit etwas mehr als zwei Jahren bei den VBZ im Recruiting Team. Seine Mobilitätseinschränkung sei bei der Einstellung kein Thema gewesen. «Viele merken gar nicht, dass ich eine Prothese habe, deshalb mache ich das selbst auch nicht zum Thema. Wenn mich aber jemand fragt, weshalb ich anders gehe, dann gebe ich gerne Auskunft», erklärt er.

Gesunde und motivierte Mitarbeitende als Grundlage für Unternehmenserfolg

Um seine eigene Psychohygiene zu stärken, setzt er heute auf bewusste Entschleunigung. «Ich achte darauf, mich immer wieder aus dem Hamsterrad rauszunehmen und auch einmal 15 Minuten nichts zu tun. Als Recruiter bei den VBZ beschäftigt ihn auch die Frage, wie psychische Gesundheit am Arbeitsplatz gefördert werden kann. Er ist der festen Überzeugung, dass eine wertschätzende Unternehmenskultur dabei absolut zentral ist: «Wenn Mitarbeitende Sinn in ihrer Aufgabe sehen, gemeinsam an einem Strick ziehen und sich unterstützt fühlen, ist das die beste Basis.»

Neben der Verantwortung jedes Einzelnen für die eigene psychische Gesundheit sieht er auch die Vorgesetzten in der Pflicht: Sie tragen eine wichtige Verantwortung, ihre Mitarbeitenden diesbezüglich zu unterstützen und Auffälligkeiten zu thematisieren. Eine wichtige Rolle sieht er aber auch beim betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM), das Mitarbeitende und Führungskräfte gleichermassen für Themen wie psychische Gesundheit sensibilisiert. «Entscheidend ist, Belastungen frühzeitig zu erkennen und konsequent zu handeln – denn ein Unternehmen wie die VBZ, das täglich 900’000 Fahrgäste befördert, kann sich die Risiken unbehandelter psychischer Erkrankungen nicht leisten.» Deshalb sensibilisiert die VBZ ihre Mitarbeitenden für die eigene Gesundheitskompetenz und ihre Führungskräfte punkto Führungsverhalten mit intern angebotenen Resilienz-Kursen.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.